Industriefotografie im Ruhrgebiet
Die emotionale Sachlichkeit

Industriefotos sind immer auch gewerbliche Fotos – gewerbliche Fotos müssen allerdings nicht unbedingt auch Industriefotos sein. Letztlich geht es doch darum, Menschen in ihrem beruflichen Kontext abzubilden. Ganz egal ob der Verzinker am 400 Grad heißen Schmelzbad den Eisenträger eintaucht, ein Pfarrer seinen Gottesdienst hält, der Vermessungsingenieur mit dem 3D-Laserscanner einen Tunnel vermisst oder der Altenpfleger demenzkranke Patienten betreut. Es sollen Szenen der Arbeit eingefangen werden. Für die Homepage, die Pressearbeit für die sozialen Medien, für Flyer und Broschüren, kurz: für die Kommunikation des Unternehmens, in dem der oder die Mitarbeiter/in tätig ist.

Und weil sich die Welt der Fotografie noch keine gängigen wie spezifischeren Begriffe einfallen ließ subsummiert sich all dies Tagewerk in der Vokabel „Industriefotografie“. Bevor sich nun die Handwerkskünste ignoriert sehen sei gesagt: Natürlich brauchen auch Schreiner, Schuster, Maurer, Elektriker, Schlosser und Gärtner Fotos. Für sie gilt selbstredend haargenau das gleiche wie für die Industriefotografie. Bloß sind die einrahmenden Firmenstrukturen in der Regel nicht so wuchtig. Für den Akt des Auslösens ist der Unterschied in der formalen Bezeichnung irrelevant. Industriefotos sind schließlich auch Handwerk.

Mehr als Industriefotografie

Ich fotografiere in turmhohen Lagern, in riesigen Werkshallen, auf den Verkehrswegen zwischen den Hochöfen oder in Unternehmen der Chemie. Industriefotografie im Ruhrgebiet in ihrer reportagigen Form. Authentisch, nah dran, ungeschminkt. Und dennoch schön. Es kommt eben auf den Blickwinkel an, auf die Reduzierung, den Bildausschnitt und noch viel mehr.

Aus meiner Sicht können Industriefotos wirklich schön sein, im Sinne der Ästhetik. Sie können architektonisch überraschen, mit bezaubernden Details glänzen, mit Größe punkten und mit Komplexität staunen lassen. Und dann zeigt die Industriefotografie auch die schlichte Sachlichkeit, Ordnung, Reinheit und pures Weiß. Dabei geht es nicht darum, die Fotos in Photoshop so zu bearbeiten, dass Areale bis zur Unkenntlichkeit retuschiert werden. Das glaubt sowieso niemand. Es geht darum, die Wirklichkeit so einzufangen, dass sie als Industrie sichtbar bleibt und sympathisch ist. Ganz schön viel Verantwortung für ein Foto, die ich gerne übernehme.

Referenzen aus der Industriefotografie im Ruhrgebiet